Mittwoch, 4. November 2015

Salar de Uyuni - spektakuläre Landschaften in der größten Salzwüste der Welt


Weiß wohin das Auge blickt. Ohne Sonnenbrille könnten wir hier überhaupt nichts sehen. Darüber der dunkelblaue Himmel mit ein paar Schleierwolken. Die Sonne brennt und wir strahlen mit ihr um die Wette. Was für eine unglaubliche Landschaft. Was für ein unglaubliches Glück hier zu sein in der größten Salzwüste der Welt bei einem solchen Königswetter. 

Die Salzwüste von Uyuni liegt im Süden Boliviens, 10 lange Busstunden von La Paz entfernt. Entstanden ist sie vor über 10.000 Jahren durch das Austrocknen des Paläosees Tauca. Wobei bis zu 120m weit unter der Salzkruste wohl immer noch der See liegt. Ihre Größe mit über 10.000 qkm ist beeindruckend. Wir sehen bis zum Horizont nur weiß. Um die Salzwüste und ihre Umgebung richtig kennenzulernen, buchen wir in Uyuni einen 3-tägigen Ausflug in der Agentur "Andes Salt Expeditions". Es sollen drei großartige Tage werden. Vielleicht sogar die besten unseres gesamten Trips.


Tag 1:
Der erste Tag startet etwas gemütlich. Erst um 11 Uhr geht es los. Wir lernen die anderen Tourteilnehmer, Lukas und Nicole aus der Schweiz sowie Martin und Ödit aus Norwegen kennen. Drei Pärchen im etwa gleichen Alter, das passt gut. Und auch unser Fahrer Wladimir (Putin, wie er sich immer vorstellt) scheint sehr nett zu sein. Erster Zwischenstopp ist bereits nach wenigen Minuten der Cemeterio de Trenes (=Zugfriedhof) nahe Uyuni. Hier stehen alte Waggons und Loks schon seit den 1940ern Jahren. Ein tolles Fotomotiv. Wir klettern darauf herum und schießen ein Bild nach dem anderen. Der dunkelblaue Himmel stellt einen tollen Kontrast zu den rostbraunen Zügen dar. Hin und wieder taucht eine Windrose auf, verflüchtigt sich aber relativ schnell wieder.

Als wir alle genug Fotos gemacht haben, fahren wir weiter nach Colchani. Eine kleine Stadt am Rande der Salzwüste. Von hier wird das gesamte Salz nach ganz Bolivien exportiert. Über die Grenzen hinaus ist es aber nicht interessant, da die anderen Länder selbst genug Salzvorkommen haben. Wir erstehen an den aufgebauten Marktständen, an denen es allerlei Krimskrams zu kaufen gibt, noch ein Päckchen für Zuhause. Also doch ein bisschen Export nach Europa ;)

Dann geht es endlich richtig los. In der Ferne sehen wir ein paar Berge, die wie über der Erde zu schweben scheinen. Das Salz ist wie ein Spiegel der unseren Augen einen Streich spielt. Witzig. Und dann sind wir endlich da. Vor uns liegt ganz in Weiß die Salzwüste. Wir steigen aus, machen ein paar vorsichtige erste Schritte und erste Bilder. Wladimir erzählt uns allerlei spannende Fakten über die Größe der Wüste, die Dicke der Kruste usw. Dann fahren wir weiter bis zu einem Salzhotel, in dem wir das mitgebrachte Mittagessen verspeisen. Alles ist aus Salz: Wände, Tische und Stühle. In den Toiletten sind die Wände mit einer Plexiglasscheibe ab Hüfthöhe abgehängt. Nicht dass die Männer diese durchpinkeln ;) Anschließend geht es wieder in unserem Jeep. Immer hinein ins blendende Weiß. Die Straße ist gut erkennbar, da dort das Salz sehr plattgefahren ist. Irgendwann drehen wir ab und befinden uns ganz alleine mitten in der Wüste. Die perfekte Gelegenheit für ein paar Spaßfotos mit der Perspektive. Leider verkraften die Spiegelreflexkameras die Tiefe auch bei einer 32er Blende nicht und das Handy hat Probleme mit der Helligkeit. Egal wir haben dennoch unseren Spaß. Besonders als unser Guide Wladimir auf die Idee kommt mit uns ein witziges Video zu drehen (das Ergebnis ist weiter unten zu finden). 

Anschließend steht nur noch ein weiteres Highlight auf dem Programm: Die Insel IncaWasi. Sie besteht aus Korallen und Kakteen und erhebt sich plötzlich mitten in der Wüste. Wieder ein toller Kontrast. Nachdem wir 30 Bolivianos (ca. 3,5 EUR) gezahlt haben, dürfen wir sie besteigen. Die Kakteen wachsen angeblich nur 1cm im Jahr. Die meisten überragen mich um Längen. Da könnt ihr mal rechnen, wie alt diese sein müssen. Beeindruckend.

Eine knappe Stunde später steigen wir zum letzten Mal für diesen Tag in den Jeep. Es geht in die erste Unterkunft: Ein Salzhotel am Rande der Wüste. Auch hier ist alles aus Salz. Selbst der Boden und die Betten. Zum Glück liegen Matratzen darauf ;) Nach einem schnellen Abendessen kuscheln wir uns in den Decken und schlafen schon bald ein.


Traumhafte Fotokulisse der Zugfriedhof

Alte Waggons wohin das Auge schaut

Und Loks

Huch, eine Windrose?

In Colchani, dem Ort der das ganze Salz aus der Wüste abbaut und exportiert

Weißes Gold

Ohoh, Thomas wird zugeschüttet

Lena die Primaballerina

Hilfe!

Ein Bad kann bei der Hitze nicht schaden

NEIN, iss mich nicht!

Und ein weltklasse Video von unserem Guide Wladimir:

 


Lena Poppins :)

Auf der Isla del Pescado "Inca Wasy"

Die beeindruckenden Kakteen wachsen nur einen Zentimeter pro Jahr

Was für ein toller Kontrast von Himmel, Salzwüste und Insel

Die Natur lässt spannende Formen entstehen

Unsere Truppe mit unserem Jeep

Übernachtet wird im Salzhotel: Salzboden, Salzwand, Salzbett, Salztische und Salzstühle



Tag 2:
Nach dem Frühstück starten wir um 7 Uhr. Eine relativ lange Strecke Richtung Süden will zurückgelegt werden. Erster Stop ist ein Aussichtspunkt, von dem aus man den semiaktiven Vulkan Ollague bestaunen kann. Er macht uns tatsächlich die Freude etwas zu rauchen, aber ist doch sehr weit weg. Da haben wir verwöhnte Langzeitreisende schon bessere Vulkane gesehen ;) Weiter geht es zu den Lagunen Canapa, Hediona, Charcota und Honda. Alle sind von unzähligen Flamingos bewohnt. Wir sind beeindruckt und begeistert. Wie großartig. Und wieder haben wir Glück mit dem Wetter. Der Himmel strahlt in seinem tiefsten Blau. 

Als wir uns endlich sattgesehen haben, fahren wir zum Arbol de Piedra (=Steinbaum). Einem Fels der durch Wind und Sand über viele, viele Jahre wie ein Baum geformt wurde. Auch jetzt pfeifft der Wind scharf, als wir aussteigen. Eine ganz einzigartige Landschaft hier oben.

Und dann kommt das Highlight des zweiten Tages: die Laguna Colorada. Wir haben Glück, da die Sonne scheint, denn nur dann leuchtet sie in Rot. Das Plankton und Kupfermineralien gemeinsam mit dem Einfall des Sonnenlichts ergeben diese Färbung. Wunderschön. Außerdem erhalten auch die Flamingos, je nachdem wie viel sie davon essen eine tiefere Färbung des Federkleids. Nachdem wir genug Fotos gemacht haben, fahren wir in die nahegelegene Unterkunft und beobachten aus dem Speisesaal, wie der See langsam blau-grau wird, als die Sonne untergeht.

Es gibt sogar eine Flasche Wein zum Abendessen zur Feier der letzten Nacht, aber auch diese kann nicht über die Kälte hinweg helfen. So schlüpfen wir in dicken Leggins und Pullovern in unsere Schlafsäcke und unter drei Wolldecken und ziehen diese bis zur Nasenspitze hoch. Die Temperaturen sind hier drinnen die gleichen wie draußen. Und sie sinken auf den ca. 4.800 m, auf denen wir uns befinden, unter den Nullpunkt. So hoch haben wir noch nie geschlafen. Zum Glück sind wir bereits gut akklimatisiert. Dennoch wache ich nachts mit Kopfschmerzen auf. Nach einer Paracetamol geht es aber besser, sodass ich weiterschlafen kann.


An der Laguna Canapa 

Hunderte Flamingos und tolle Spiegelungen


El Arbol de Piedra (der Steinbaum) geformt aus Wind und Sand

Gleise ins Endlose

Die Laguna Colorada - tatsächlich genauso rot wie auf dem Bild

Und wieder voller Flamingos - je mehr Plankton sie essen, desto rosaner werden sie



Tag 3:
Der letzte Morgen beginnt viel zu früh. Um 4 Uhr klingelt der Wecker. Völlig verschlafen schälen wir uns unter unserem Deckenberg hervor und versuchen mit Taschenlampen unsere Habseligkeiten zusammenzusammeln. Licht gibt es nämlich keins. Nach dem Frühstück, brechen wir bereits um 5 Uhr auf und sitzen trotz vieler Schichten frierend in unserem Jeep. Es hat -5 Grad. In den Wintermonaten (Juli-August) kann es in dieser zweiten Nacht sogar bis zu -25 Grad kalt werden. Wir sind froh, dass wir das nicht erleben müssen. Erster Stopp sind die Geysiere in der Nähe. Überall raucht und qualmt es und es stinkt. Zumindest ist der Rauch warm. Wladimir macht uns allerlei Quatsch vor und wir ihm liebend gerne nach. So springen wir durch einen kleinen Geysier, halten unsere Hand hinein oder beobachten wie eine Wasserflasche schwebt. An einer anderen Stelle ist das Loch in der Erde deutlich größer und somit auch gefährlicher. Dort sehen wir den grauen Schlamm blubbern. Vor einigen Jahren sind angeblich zwei Touristen hineingestürzt und gestorben. Wir halten daher ausreichend Sicherheitsabstand. Und dann geht hinter einem Berg endlich die Sonne auf. Lächelnd halten wir unser Gesicht ihr entgegen und sitzen schon kurze Zeit später wieder im Jeep.

Wir sind deutlich vor den meisten anderen Gruppen dran, die erst nach und nach die Geysiere erreichen. Das ist gut, denn nächster Halt sind die heißen Quellen. Dort legen wir zitternd eine Schicht Kleidung nach der nächsten ab und lassen uns dann im Bikini in das 38 Grad heiße Wasser gleiten. Wie wunderbar. Der Ausstieg ist etwas schwieriger, doch mittlerweile ist es zum Glück etwas wärmer geworden. 

Letzter gemeinsamer Stopp an diesem Morgen ist die grüne Lagune, die leider nicht ganz so intensiv leuchtet. Der Wind ist zu schwach und so senken sich die Mineralien etwas ab. Dennoch sieht sie, mit dem leicht schneebedeckten Vulkan Licanabbur im Hintergrund, toll aus. Dann halten wir an der chilenischen Grenze, ein Häuschen im Nirgendwo, und verabschieden uns von den anderen vier Mitfahrern, die weiter in Richtung Chile reisen. Auch wir haben sehr lange hin und her überlegt, aber uns fehlt die Zeit dazu. Außerdem ist gerade Vollmond, sodass die Sternenbeobachtung in der Atacama-Wüste sowieso ausfällt, einer der Hauptgründe wieso wir hätten gehen wollen.

Vor uns liegt nun noch eine fast 8-stündige Rückfahrt nach Uyuni. Armer Waldimir. Dieser kaut schon die gesamten 3 Tage Cocablätter am laufenden Band. Hilft gegen Durst und macht vor allem hellwach. Mit seiner dicken Coca-Backe sieht er aus wie ein Hamster ;) Wir versuchen ihn etwas abzulenken, lernen gemeinsam Englisch und bewundern die sich immer noch ständig ändernde Landschaft. Außerdem passieren wir eine riesige Lamaherde nach der nächsten. Das wollten wir sehen. Und tatsächlich steht auch noch ein Stopp aus: Das Valle de Rocas (=Felsental). Was für ein Kletterparadies. Waldimir zeigt uns den Weg auf den zweithöchsten Felsen und schießt die letzten Fotos. Die Straße zurück ist zum Glück nicht mehr ganz so steinig und ausgefahren wie in die Gegenrichtung. Da lohnt sich endlich mal ein 4x4 Jeep. Dennoch passiert es 10 km vor Uyuni: einem Jeep des Anbieters Thiago Tours ist der Reifen geplatzt. Wladimir hält an, gibt unseren Ersatzreifen her und hilft beim Wechseln. Angeblich hatte er dieses Jahr noch gar keine Autoprobleme. Wir glauben es ihm gerne, da er bei jedem Stopp den Jeep prüft, ihn abends putzt und der einzige Guide ist, der ihn seit 2 Jahren fährt. Das stellt wohl auch eine andere Verbindung zum Auto her. Nachmittags gegen 16 Uhr erreichen wir dann die Stadt. Etwas erschöpft aber glücklich bleiben wir noch eine Nacht, da wir keine Lust auf den Nachtbus haben, bevor es uns weiter nach Sucre, der Hauptstadt, zieht. Die drei Tage waren wirklich wunderbar und wahrscheinlich sogar das Highlight unserer kompletten Reise. So viele verschiedene, einzigartige Landschaften auf so engem Raum haben wir noch nie gesehen. Wir sind aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen.



Fakten:
Anbieter: Andes Salt Expeditions
Tour: 3days/2nights
Guide: Waldimir
Kosten: 700 Bol ohne Schlafsack (+ 50 Bol) und ohne Transport nach San Pedro (+ 50 Bol)
Zusatzkosten: 30 Bol für die Isla Inca Wasi, 150 Bol Eintritt in den Nationalpark, 6 Bol Hotsprings
Unterkunft: 1. Nacht im Salzhotel in Doppelzimmern, 2. Nacht in einem einfach Hostel in 6er Dorms
Essen: Einfach aber in Ordnung
Highlights: Cemeterio de Trens, Salt Flats, Isla Inca Wasi, Laguna Canapa und Laguna Hedionda, Laguna Colorada, Geysiers und Valle de Rocas

Empfehlung: Ganz klar ja! Weltklasse Ausflug und super Guide!


Sonnenaufgang aun den Geysieren

Da unten brodelt die Erde

Teilweise deutlich sichtbar

Bei der Kälte hilft ein Bad in den heißen Quellen

Die Laguna Verde 


Auf dem Heimweg ein Stopp im Valle de Rocas (Felsental)

"Könnt ihr klettern" fragt unser Guide Wladimir - "Na klar!"

Ob Lamas meine neuen Lieblingstiere werden? :)

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