Donnerstag, 22. Oktober 2015

Über den Inka Jungle Trek zum Machu Picchu


Jedem, dem wir von unserer Mittel- und Südamerikareise erzählt haben, hatte sofort ein Bild im Kopf: "Ah ihr besucht den Machu Picchu." Der Machu Picchu ist wohl eines der bekanntesten Bauwerke der Welt und wer noch nicht da war, bei dem steht er sicherlich auf der Bucketlist. Das ist auch ein Grund, warum der berühmte Inka-Trail zum Machu Picchu bereits 6 Monate im Voraus ausgebucht ist. Da wir überhaupt nicht einschätzen konnten, wann wir da sein würden, haben wir uns auch sofort gegen diesen entschieden. Zum Glück gibt es ja noch ein paar weitere Alternativen die alte Inkastadt mitten in den Bergen zu besuchen. Entweder direkt mit dem Zug aus Cusco oder Ollantaytambo anfahren, über den Salkantay-Trek laufen, mit einem Minibus bis zum Kilometer 82 und die letzten 28 Kilometer laufen oder in die andere Richtung bis Hidroelectrica und dann die letzten 2-3 Stunden wandern oder eben über den "Inka Jungle Trek". Für letztere Alternativ haben wir uns entschieden.


Tag 1:
Vier Tage, drei Nächte schien für uns die beste Lösung zu sein und so finden wir uns morgens um halb 6 mit 9 weiteren Reisenden in einem Kleinbus wieder. Über Ollantaytambo fahren wir weiter in die Berge, immer der Passstraße folgend bis auf 4.300 m. Dort werden die Mountainbikes vom Dach geladen, wir schlüpfen in allerlei Protektoren und Warnwesten, bis wir uns fast nicht mehr bewegen können. Erste Aktivität ist nämlich Fahrradfahren. Und zwar immer bergab. 2.500 Höhenmeter durch unterschiedlichste Klimazonen wollen zurückgelegt werden. Das hört sich nach viel Spaß an. Leider müssen wir die erste halbe Stunde im "Gänsemarsch" dem Guide folgen. Vor jeder Kurve wird abgebremst. So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Nach dem ersten Stopp und unserer dezenten Nachfrage, ob wir denn nicht etwas schneller fahren dürften, steigt der Guide zurück ins Auto und wir sausen alleine weiter den Berg hinab. Zum ersten Mal stelle ich fest was es tatsächlich heißt im Windschatten zu fahren. Völlig durchschwitzt, aufgrund der Klamotten, Wärme und des Adrenalins, kommen wir alle heil auf 1.800m an. Schnell raus aus den warmen Sachen und sich eine kühle Cola gönnen. Um uns herum schwirren lauter Minifliegen, die eine große Ähnlichkeit zu Fruchtfliegen aufweisen. Viel zu spät stellen wir fest, dass es sich hierbei um heimtückische Moskitos handelt, die uns komplett zerbeißen. 

Mit dem Minibus geht es anschließend noch 20 Minuten weiter nach Santa Marta, wo wir das erste Mal übernachten. Wer Lust hat, kann noch für 30 USD raften gehen. Da Thomas und ich bereits oft raften waren, der Fluss nun in der Trockenzeit sehr harmlos aussieht und die Sonne bereits hinter den Wolken verschwindet, entscheiden wir uns dagegen. Stattdessen setzen wir uns mit einem anderen Pärchen auf ein paar Steine unten am Fluss und trinken ein Bier.

Unsere Mountainbikes

Gleich geht es los

Die Schutzpanzerung leicht übertrieben


Tag 2:
Ich wache morgens mit dick geschwollenen Knöcheln auf und zähle über 30 Moskitobisse alleine an einem der Knöchel. Da heute Wandern durch den "Dschungel" auf dem Programm steht entscheide ich mich für meine Leggins, die mich hoffentlich vor weiteren Stichen schützt. Nach einem sehr leckeren Frühstück brechen wir auf und laufen ca. 2 Stunden auf einer staubigen Straße direkt am Fluss entlang. Dabei passieren wir das alte Santa Marta, das inzwischen eine Geisterstadt ist. "El Nino" hat diese vor einigen Jahren komplett zerstört. Aufgrund der langen Leggins ist mir super warm. Außerdem fuchteln alle wie wild mit ihren Tüchern herum, um die Moskitos zu verjagen. Als wir schließlich anfangen den Berg hinaufzusteigen muss ich mich umziehen. Der Hitzestau unter der schwarzen Hose bei über 35 Grad ist nicht auszuhalten. Zum Glück erreichen wir kurz später den ersten Rastpunkt. Nachdem ich die Schuhe ausgezogen habe ist klar, dass der Knöchel noch weiter angeschwollen ist. Mit Salbe und Eiswasser versuche ich die Schwellung zu bekämpfen und mich gleichzeitig gegen neue Stiche zu wehren. Zum Glück ist auch der zweite Rastpunkt nicht weit. Dort erklärt uns unser Guide alles Mögliche über Pflanzen, die hier in der Umgebung wachsen und warum die Inkas so gesund waren. Ich kann mich allerdings nicht konzentrieren.

Anschließend geht es weiter bergauf. Mühsam stapfe ich den anderen hinterher. Thomas hat mir inzwischen fast das gesamte Gepäck abgenommen. Dennoch rinnt mir der Schweiß in Strömen. Am höchsten Punkt angekommen ist mir klar, dass ich völlig überhitzt bin und Fieber habe. Aber es hilft alles nichts. Langsam steige ich, inzwischen mit einem Stock bewaffnet bis zum Mittagessenrestaurant ab. Ohne überhaupt etwas essen zu können lege ich mich in eine der Hängematten. Zum Glück haben wir eine Stunde Pause. Anschließend geht es nur mühsam für mich weiter. Ich bin total mit meinem Kräften am Ende, dabei ist die Wanderung tatsächlich nicht wirklich anstrengend. Es ist nur viel zu heiß und mein Körper versucht sich vergeblich gegen die Stiche zu wehren. Gegen 5 Uhr abends erreichen wir die heißen Quellen von Santa Teresa. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so froh ein Wander-Ziel zu sehen. Während der Rest der Truppe ins Wasser steigt, nehmen Thomas und ich den ersten Bus ins Hostel. Frisch geduscht, mit kalten Wickeln, einer ganzen Tube Creme und zwei verschiedenen Tabletten - die Thomas schnell in der Apotheke gekauft hat - schlafe ich bereits um 7 Uhr. Mehrmals in der Nacht erneuern wir die Wickel, ich schmiere die Stiche nach und muss mein völlig nassgeschwitzes Shirt wechseln. So war das alles nicht gedacht.

Geisterstadt von Santa Marta

Ausblick ins Tal

Fast die gesamte Strecke in der prallen Sonne - ich versuche irgendwie mitzuhalten

Äffchen und Inka-Bemalung am Monkey-Haus


In jeder Pause versuche ich Kraft zu sammeln

Kurz vor dem Ziel muss der Fluss noch mit einer "Seilbahn" überquert werden - Touristenattraktion & Geldmaschine

Insgesamt über 300 Moskitobisse knocken mich aus


Tag 3:
Der erste bange Blick am nächsten Morgen geht auf meine Knöchel. Die Schwellung hat abgenommen. Was ein Glück und auch das Fieber scheint weg zu sein. Dafür ist der Appetit beim Frühstück zurück. Anschließend geht es für die gesamte Truppe zum Ziplining. Außer für Thomas und mich. Weitere 30 USD/Person wollen wir dafür nicht ausgeben. Stattdessen kaufen wir eine neue Creme, nachdem ich die andere komplett aufgebraucht habe und warten in der Sonne. Angeblich war es auch die richtige Entscheidung. Laut den anderen waren die Ziplines nicht sonderlich spektakulär. Teilweise mussten sie sich sogar bis zum Ende vorziehen, da der Schwung nicht ausgereicht hat. Nachdem alle wieder da sind, geht es mit einem Minibus bis nach Hidroelectrica. Von dort wandern wir entlang der Zuggleise bis nach Agua Caliente, dem Ort am Fuße des Machu Picchus. Ob es nur daran liegt, dass es mir so viel besser geht oder auch daran, dass der Weg teilweise im Schatten liegt und fast eben verläuft sowie die Moskitoplage etwas nachgelassen hat, ich weiß es nicht. Aber nun macht es Spaß. Die Strecke ist schön. Wir machen tolle Fotos. Einzig was stört ist, dass unser Guide auf der Flucht zu sein scheint. Ohne sich umzudrehen rennt er vorweg. Zum Glück ist unsere gesamte Truppe recht sportlich. Agua Calientes gefällt uns allen nicht. Ein ehemals kleines Bergdorf, das sich zu einer Haupttouristenstadt gewandelt hat. Das Essen in allen Restaurants schmeckt grausam. Wie schade, da wir die Tour über sonst so gut gegessen haben. Schon früh geht es für uns ins Bett.


Schöne Strecke entlang der Gleise von Hydroelectrica


Hin und wieder passiert uns ein Zug

Die Abendsonne begleitet uns

Und scheint direkt vom Machu Picchu Berg hinab


Tag 4:
Bereits um 4 Uhr klingelt nämlich der Wecker. Wir schlüpfen in unsere Klamotten und räumen das Zimmer. Die großen Rucksäcke können wir zum Glück an der Rezeption lassen. Um kurz vor 5 Uhr stehen wir in der Schlange vor der Brücke, die den Einstieg zum Machu Picchu markiert. Anschließend heißt es Inka-Treppen steigen. Laut unserem Guide 2.500 Stück. Da Sport am frühen Morgen mir besonders schwer fällt, fange ich an zu zählen und bin völlig überrascht, als wir nach bereits 1.804 Stufen vor dem Eingangstor stehen. Etwas außer Atem, war es doch einfacher als gedacht. Die Alternative wäre den Bus für 12 USD pro Fahrt zu nehmen. Wo ein Monopol herrscht kann man Preise tatsächlich willkürlich festlegen. Um 6 Uhr öffnen dann die Tore und wir betreten das Gelände, müssen allerdings noch fast eine halbe Stunde auf unseren Führer und den Rest der Gruppe warten. Derweilen schauen wir zu, wie der Nebel langsam aufsteigt und die Berge in ein mystisches Licht taucht.

Nach ca. 1,5h Führung, die sowohl inhaltlich als auch begeisterungstechnisch sehr mäßig war, dürfen wir die alte Inkastätte selbst erkunden. Ich bin überrascht, dass Machu Picchu erst im 15. Jhd erbaut wurde. Da die Inkas bis dahin kein Rad kannten noch eine Art Schrift hatten, dachte ich, dass es deutlich früher erbaut wurde. Bis heute ist nicht klar, welchen Stellenwert und welche Funktion Machu Picchu hatte. Berühmt ist die Inkastätte vor allem deshalb, da die Spanier sie nie gefunden und somit auch nicht zerstört haben. Beeindruckend ist vor allem die Lage in schwindelerregender Höhe zwischen den beiden Bergen Machu Picchu (daher auch der Name = alter Gipfel) und Huayana Picchu. Wie auch in anderen Inkastätten wurden für die Mauern keinerlei Mörtel verwendet. Besonders die Mauern der Tempelanlagen sind beeindruckend. Dafür wurden die Steine in Präzisionsarbeit so zurechtgeschliffen, dass diese genau ineinandergreifen. 

In unserem Reiseführer steht, dass das Errichten Machu Picchus damit gleichgesetzt werden könnte, wie wenn wir heute eine Stadt auf dem Mond errichten würden. Während unseres Rundgangs denken wir immer wieder darüber nach, können damit aber nicht so recht etwas anfangen. Wir kommen nicht umhin die Leistung mit der der Römer, Griechen und Ägypter zu vergleichen. Gleichzeitig stellen wir uns aber auch die Frage, wo eventuell die Mitteleuropäer im Mittelalter gewesen wären ohne die Leistungen der Araber und Asiaten. 

Wir können den ganzen Tag das Gefühl nicht abschütteln, dass die Leistung der Inkas doch nicht ganz so überragend war, wie sie gerne dargestellt wird. Dennoch gestehen wir gerne ein, dass es ein sehr fleißiges und unermüdbares Volk war und sie mächtige Bauten mit einfachsten Mitteln errichtet haben. Das macht sie für uns Schwaben doch sehr sympatisch. 


Nachdem wir uns die Anlage genau angeschaut haben, machen wir uns auf, den Machu Picchu Berg zu besteigen, für den wir für 5 USD Zusatztickets erworben haben. Schon auf halben Weg sind wir mitten in den Wolken und es fängt an zu regnen. Aber wenn wir schon einmal auf dem Weg sind, stampfen wir die nicht enden wollenden Inkatreppen weiter hinauf. Oben angekommen sind wir ganz schön außer Atem und haben freien Blick auf eine weiße Wolkenwand. Obwohl uns immer wieder versichert wird, dass es bald aufreißt, fangen wir schnell an zu frieren und machen uns wieder an den Abstieg. Auch unten in der Anlage regnet es mittlerweile. Meine Laune sinkt von Minute zu Minute. Da sind wir einmal in unserem Leben am Machu Picchu und es regnet, während es die drei Tage zuvor viel zu heiß war. Zum Glück beweisen wir Geduld und nach dem Mittag hört der Regen endlich auf. Als gegen 2 Uhr dann auch noch die Sonne durch die Wolken bricht, ist die Welt wieder in Ordnung. Wir setzen uns auf eine der höhergelegenen Terassenstufen und bleiben dort die nächsten zwei Stunden mit dem Gesicht in der Sonne sitzen. Von hier oben im Sonnenschein sieht die Anlage mit den grasgrünen Terassen doch toll aus. Etwas schade finden wir es, dass die Terassen nicht mehr bepflanzt werden, wie noch zur Inkazeit. Allerdings können wir jetzt verstehen, dass Menschen auf der ganzen Welt dieses Bild lieben.

Mit einem letzten Blick zurück machen wir uns schließlich daran die 1.800 Stufen zurück ins Tal zu klettern. Doch wir haben keine Eile, da wir erst mit dem letzten Zug um 22 Uhr zurück nach Ollantaytambo fahren. Von dort geht es noch einmal 1,5h mit dem Minibus bis nach Cusco. Völlig schlaftrunken fallen wir schließlich nachts um 1 Uhr ins Bett. Happy Birthday to me :)



Fazit:
Der Machu Picchu ist definitiv ein Pflichtbesuch für Jeden, der in Peru ist. Die Anlange ist toll, auch wenn wir vielleicht nicht komplett überwältigt waren. Heute würden wir jedoch nicht mehr den Inka Jungle Trek machen. Nicht nur ich, sondern auch 3 weitere aus unserer Gruppe, haben aufgrund der Moskitostiche dicke Knöchel bekommen, zum Glück hat aber sonst niemand so stark allergisch darauf reagiert wie ich. Aber das ist nicht der Hauptgrund. Der beste Teil der vier Tage, einmal abgesehen vom Machu Picchu selbst, war die Wanderung von Hidroelectrica nach Agua Caliente. Wir haben im Nachhinein gesehen, dass es Touren gibt, die tatsächlich eine Fahrt mit dem Minibus dorthin anbieten, dann die 2-3 stündige Wanderung entlang der Bahngleise, eine Übernachtung und am nächsten Tag zum Machu Picchu. Außerdem anschließend die gleiche Strecke wieder zurück. So spart mit sich vor allem das 70 USD teure Zugticket, für eine 1,5 stündige Zugfahrt. Außerdem umgeht man den zweiten Tag, an dem man fast die gesamte Zeit in der prallen Sonne läuft mit tausenden Moskitos. Auch unseren Anbieter, Loki Travel, können wir leider nicht uneingeschränkt weiterempfehlen. Unser Guide war sehr schlecht. Wenig Wissen über die Gegend und Machu Picchu, wenig Feingefühl wenn es um die Laufgewindigkeit ging und keinerlei mitreißende Begeisterung. Außerdem haben auch einige Punkte, die uns versprochen wurden, nicht gestimmt. Dennoch behalten wir Machu Picchu in toller Erinnerung.


Morgendämmerung am Machu Picchu

Langsam steigt der Nebel auf


Viele alte Steine

Schwindelerregende Inka-Brücke

Leider sind wir nicht alleine ;)

Ein paar Lamas sind auch da

Thomas freundet sich mit einem an

Versöhnlicher Sonnenschein nach dem Mittag

So haben wir uns das vorgestellt


2 Kommentare:

  1. Bis auf die 300 Mosquitobisse tolle Bilder und ein toller ausführlicher Bericht.
    Ich hoffe, dass die fiesen Mosquitos Dir den Urlaub nur an einem Tag versaut haben.
    Genießt jedenfalls die letzten Wochen eurer tollen Reise.

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    1. Zum Glück hat es mich nur einen Tag außer Gefecht gesetzt. Das ging dann grad noch so und auch ich konnte Machu Picchu genießen

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