Montag, 22. Juni 2015

Segeln von Panama nach Kolumbien - 6 Tage zwischen Paradies und Erbrechen


332 Schritte. Genau 332 Schritte braucht es um die Insel einmal zu umrunden. Auf ihr stehen 14 Palmen und ein Holz-Häuschen mit einem Dach aus Palmwedeln. Es gehört einer Familie mit 2 Kleinkindern. "Wie kann man auf einer so kleinen Insel tatsächlich wohnen?", fragen wir uns immer wieder während unser Segelboot fast lautlos an der Insel vorbei gleitet. Rings herum schimmert das Wasser in zig verschiedenen Nuancen von blau und türkis. Der weiße Sandstrand ist so fein und hell, dass es fast schon in den Augen blendet. Die Sonne lässt das Meer glitzern. Willkommen im Paradies.

Willkommen auf San Blas. Eine Inselgruppe vor der Küste Panamas, die den Ureinwohnern, den Kunas, gehört. Der Legende nach, soll sie aus 365 Inseln bestehen, eine für jeden Tag im Jahr. In Wirklichkeit sind es wohl ein paar mehr. Aber ab wann zählt ein Stückchen Land, das aus dem Wasser ragt, als Insel? Sobald eine Palme darauf steht? Oder muss es eine bestimmte Größe besitzen? Oder reicht es schon, wenn man trockenen Fußes darauf stehen kann?

Auch wenn wir genug Zeit haben, können wir diese Frage nicht abschließend klären. Wir sind 6 Tage auf einem Segelboot, dem Katamaran Nacar II von Panama nach Kolumbien unterwegs. Diese Grenze ist wahrscheinlich die einzige der Welt von zwei zusammenhängenden Ländern, die nicht auf dem Landweg überquert werden sollte. Die Straße endet mitten im Dschungel. Weiter geht es nur über kleine Schmugglerpfade. Sollten einen die wilden Tiere und Schmuggler verschonen, greifen einen sicherlich Drogenkuriere oder die Guerilla auf. Lebend aus der Darien Gab wieder herauszukommen ist recht unwahrscheinlich. Die Alternative zum Segeln ist die Fahrt mit dem Speedboot oder zu fliegen. Aber wann hat man schon einmal die Gelegenheit durch das Paradies zu schippern?

Mit uns an Board sind 7 weitere Touristen sowie der Kapitän und 3 Crewmitglieder. Dreimal am Tag gibt es Essen, gekocht direkt auf dem Schiff. Mindestens einmal am Tag ist Seafood dabei (Fisch, Fischsuppe, Hummer o.ä.). Frisch gefangen oder von den Einheimischen aus einem kleinen Einbaum (ein Boot das komplett aus einem Baumstamm geschnitzt ist) ans Boot verkauft. Wirklich lecker, auch wenn ich auf den Hummer allergisch reagiere und meine Unterlippe auf die Größe eines Schlauchboots anschwillt. Manche finden es sexy und zahlen dafür viel Geld ;)

Die ersten 3 Tage segeln wir durch die San Blas Inseln. Werfen immer wieder den Anker um zu baden, zu schnorcheln oder die Inseln zu erkunden. Anschließend geht es noch 2,5 Tage durchs offene Meer bis nach Cartagena in Kolumbien. Der Wettergott meint es gut mit uns: wir haben viel Sonne und nur einmal tröpfelt es leicht.

Leider ist auch der Wind stark; fast schon stürmisch. Was, sobald wir die offene See erreichen, zum Problem wird. Die Wellen sind hoch und türmen sich oft meterhoch über unserem kleinen Segelboot auf. Wir werden hin und her geworfen, können uns nur mit beiden Händen festgekrallt auf dem Katamaran bewegen. Trotz Tabletten gegen Seekrankheit gibt es Ausfälle. Thomas liegt einen ganzen Tag lang flach und kann nichts essen. Ich sitze den ganzen Tag vorne auf dem Bug und beobachte den Horizont, damit es mich nicht auch noch erwischt. Die Wellen platschen regelmäßig auf das Deck. Am Ende des Tages sehen wir die Folgen. 4 Betten sind so nass geworden, dass man unmöglich darin schlafen kann. Unsere kleine Doppelkajüte, ganz im Heck, ist zum Glück trocken. Sie hat aber auch keine Dachfenster. Laut Crew wäre es den Fenstern gar nicht möglich, so viel Wasser abzuhalten. Ich bin allerdings der Meinung, wenn sie regelmäßig gewartet und die Gummidichtungen ausgetauscht werden würden, dann sind solche Fenster garantiert dazu ausgelegt Wasser abzuhalten. Das ist eben der Unterschied der Mentalitäten.

Durch den starken Wind brauchen wir länger als üblich. Wir verbringen noch eine 5. Nacht auf See, neben einer Inselgruppe wenige Stunden von Cartagena entfernt. Hier ist es geschützt und die See entsprechend ruhig. Wir schlafen gut und noch vor dem Morgengrauen am nächsten Tag starten wir die letzte Etappe. Bei Königswetter und völlig flacher See laufen wir gegen Mittag im Hafen in Cartagena ein. Uns begrüßt eine Skyline, die keiner von uns Travellern erwartet hätte. Riesige hochmoderne Skyscraper erinnern eher an die USA als an ein Dritteweltland. 

Eine weitere Überraschung stellt die Immigration dar. Diese sollte bei jedem Grenzübergang so simpel sein ;) Die Crew sammelt unsere Pässe ein und bringt diese 4 Stunden später alle gestempelt ins Hostel. Kein Stress von wegen Rückflugticket oder auch nur Foto mit Gesicht abgleichen. Bei der Ausreise aus Panama war es ähnlich einfach, nachdem uns die Einreise ganz schön ins Schwitzen gebracht hat. Vielleicht sollte man immer den Seeweg nehmen?


Was mir allerdings auch Tage später nicht aus dem Kopf geht ist, wie man tatsächlich auf einer solch abgeschiedenen Insel leben kann. Was macht man den ganzen Tag? Ohne Nachbarn, ohne Schule, ohne Freunde? Woher bekommt man was anderes zu essen außer Fisch? Woher kommt das Frischwasser? Was passiert wenn man krank wird? Wo finden die Kinder ihre späteren Partner?

Wir sind schon froh, als wir nach 6 Tagen endlich das Boot verlassen. Das Gefühl der ersten Dusche nach so langer Zeit nur in Salzwasser ist unbeschreiblich. Der feste Boden unter den Füßen fühlt sich die ersten Stunden noch etwas seltsam an, man gewöhnt sich aber recht schnell wieder daran.

So schön der Trip war, so langweilig war er dann doch teilweise auch. In den ersten Tagen konnte man noch lesen (wenn die See nicht zu wild ist), schnorcheln oder in der Sonne dösen, aber auf offener See dann eigentlich nur den Blick in die Ferne richten. Für mich wäre ein solches Leben definitiv nichts.

Muschel am Strand von San Blas

Wasser in allen erdenklichen Blau- und Türkistönen

Ein Einbaum
Im Einbaum unterwegs




Manche Inseln haben richtig größe Dörfer



Sonnenuntergang über San Blas

Hummer zum Abendessen
oder Fisch

Lagerfeuerromantik am Strand von San Blas

Unser Segelboot die Nacar II
Entspannt im Wasser

Entspannt an Bord

Müllaufsammeln auf einer der Inseln






Lila Wolken zum Sonnenuntergang

Rosa Wolken zum Sonnenaufgang am nächsten Tag


Skyline von Cartagena im Hintergrund - links der Käptain

U-Boot im Hafen von Cartagena
Unsere Truppe

5 Kommentare:

  1. Genauso stellt man sich den Traumurlaub vor....

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  2. wie teur war der trip``?

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    1. Der Trip selbst kostet mit dem Segelboot 550 USD zzgl. Anfahrt und Eintritt für den Nationalpark (San Blas). Fast alle Boote kosten gleich viel. Etwas günstiger geht es mit dem Speedboot 375 USD. Dann schläft man auf den Inseln, kommt aber nicht in Cartagena an, sondern nur knapp hinter der Grenze und muss dann entsprechend mit Öffentlichen weiterfahren. Wohl auch sehr schön, wie uns ein Freund erzählt hat.

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  3. hallo. Dieser Blog hat mir sehr gefallen. das es bei uns in etwa 2 monate auch losgeht wäre ich sehr froh von euch zu erfahren wo ihre dies gebucht habt und wie der kapitän hiess des segels ? danke für rasche rückmeldung

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    1. Hallo Chris,
      freut uns, dass dir unser Blog gefällt :)

      Haben jetzt lange überlegt und recherchiert und sind uns tatsächlich nicht sicher ob der Kapitän Caramelo hieß (klingt vertraut) oder doch Jose (steht auf vielen anderen Seiten). Vielleicht ist das auch der selbe? Allerdings würden wir das Schiff und die Crew tatsächlich nicht guten Gewissens weiterempfehlen. Es war ok, wir wissen nicht ob andere Boote besser sind, aber Vieles (Zustand des Boots, Motivation der Crew, teilweise das Essen) war mäßig.

      Eine gute Alternative kann der Trip mit dem Speedboot sein. Hatte ein Bekannter gemacht und war begeistert.

      Ich hoffe ihr findet das Richtige für euch. Eine wunderbare Zeit werdet ihr sowieso haben, denn die traumhafte Natur gleicht vieles aus :)

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