Donnerstag, 14. Mai 2015

Hühner-Opfer für Johannes den Täufer - Ein Ausflug in die Dörfer um San Cristobal


Wir treten durch die haselnussbraune Eingangstür der Kirche auf dem Marktplatz in Chamula. Das Erste was wir sehen ist ein Meer aus tausenden von brennenden Kerzen. Es riecht nach Räucherstäbchen und Piniennadeln, die den gesamten Steinboden bedecken. Mehrmals müssen wir zwinkern, um uns tatsächlich bewusst zu machen, was hier gerade stattfindet. Die Kirche in Chamula, einem kleinen Dorf nur wenige Kilometer von San Cristobal entfernt, ist wahrscheinlich eine der ungewöhnlichsten katholischen Kirchen auf der Welt.
Von außen wirkt das schneeweiße Gebäude wie jede andere katholische Kirche in Chiapas, doch sobald man einen Blick ins Innere wagt, scheint Nichts mehr wie sonst. Es gibt keinerlei Bänke. Stattdessen knien die Gläubigen betend vor den Abbildungen der katholischen Heiligen, die dicht an dicht die gesamte Wände entlang hinter Glasvitrinen stehen. Die Chamulas haben die Religionen - die traditionelle Religion und die von den Spaniern mitgebrachte und gepredigte Religion - für sich miteinander vereint.

Einige tragen die traditionelle Kleidung. Eine Hose, einen Rock oder auch eine Jacke aus schwarzem Schafsfell. "Die Schafe im Hochland von Chiapas sind in der Regel schwarz", erklärt unser Guide Marco. "Nur hin und wieder gibt es in einer Herde eines mit weißem Fell. Deshalb gilt hier das weiße Schaf als Außenseiter. Genau andersrum wie bei euch." Schafe sind in dem kleinen Dorf sowieso von großer Bedeutung, da Johannes der Täufer, Schutzpatron von Chamula, ein Schaf im Arm hält. Sein Abbild in der Kirche nimmt auch einen bedeutendere Platz ein, als das von Jesus Christus.

Wir schleichen vorsichtig hinter den Betenden entlang. Achten bei jedem Schritt darauf wo wir hintreten, um nicht ausversehen eine der vielen Kerzen umzustoßen. Ganz vorne kniet eine ältere Frau, vor ihr liegt eine Schachtel Eier und daneben sitzt sogar ein Huhn. Es krächzt erschrocken als sie ihm den Halsumdreht. Anschließend nimmt sie einen großen Schluck aus der mitgebrachten Flasche und ihr entfährt ein lauter Rülpser. "Die Chamulas glauben, dass sie jetzt von allem Bösen gereinigt ist", flüstert Marco. "Die Mayas, die hier leben, wehren sich gegen die westliche, moderne Medizin. Sie glauben an die alten Heilmythen, in denen Hühner alle Krankheiten heilen können."

Fotografieren ist in der Kirche strengstens verboten. Generell darf man keine Fotos von Mayas machen, da sie denken, dass ihnen dadurch die Seele geklaut wird. Bei Missachten dieses Verbots können sie angeblich auch ganz schön aggresiv werden. Wir wollen das lieber nicht ausprobieren und versuchen mit all unseren Sinnen die ungewöhnliche Atmosphäre aufzunehmen.


Nachdem wir die ganze Szenerie auf uns wirken lassen haben, steigen wir wieder auf unsere Räder und kämpfen uns in der Mittagssonne die steile Straße hoch Richtung Zinacantan. Am Dorffriedhof halten wir kurz an. Die Kreuze auf den Gräbern haben bunte Farben. "Je nachdem in welchem Alter die verstorbene Person war, ist das Kreuz in einer anderen Farbe angestrichen." Auf dem höchsten Punkt angekommen, sehen wir das Nachbardorf im Tal liegen.

Dort sind wir bei einer Familie zum Mittagessen eingeladen. Es gibt Tacos aus schwarzem Mais, die direkt über dem Feuer gebacken werden. Sehr lecker. Wir wapnen uns für den Rückweg und erhalten einen kleinen Einblick, wie die Einheimischen heute wohnen.

Nach ca. 7 Stunden kommen wir etwas verschwitzt wieder in San Cristobal an. Ein weiteres einprägendes Erlebnis, bei dem wir miterleben durften, wie der Glaube hier in Mittelamerika noch tatsächlich gelebt wird.

Kleine Kirche mit Wimpeln bei San Cristobal de las Casas in Mexiko
Kleine Kirche kurz vor San Cristobal

Thomas und Guide Marco auf dem Fahrrad bei San Cristobal de las Casas in Mexiko
Thomas und unsesr Guide Marco auf den Rädern

Bunte Kreuze auf dem Fiedhof in Chamula bei San Cristobal de las Casas in Mexiko
Friedhof in Chamula, die Farben den Kreuze steht für das jeweilige Alter des Verstorbenen

Kirche mit Leute in Chamula bei San Cristobal de las Casas in Mexiko
Berühmte katholische Mayakirche in Chamula

Thomas in indigener Tracht mit Hut
Thomas in der typischen Tracht der Einwohner aus Zincantan

Lena betrachtet sich in einer Tracht aus der Nähe von San Cristobal de las Casas in Mexiko
Traditionelles Hochzeitskleid

Verschiedene Maissorten
Schwarzer, weißer, roter und goldener Mais

Auf offenem Feuer gebackene schwarze Mais Tacos
Mittagessen mit schwarzen Mais-Tacos

Thomas an der Taco Maschine
Thomas an der "Taco-Maschine"

Schwarze Mais Tacos und im Hintergrund werden diese gebacken

Straße und Blick auf San Cristobal de las Casas in Mexiko
Auf der Rückfahrt geht es 4km den Berg hinunter nach San Cristobal

2 Kommentare:

  1. Das Hochzeitskleid ist echt anders! Darin könntest du dich echt abheben. Und es steht dir!

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  2. Anders ja, aber ich glaub ich bevorzuge ein Kleid ohne Federn.. ;)

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