Dienstag, 28. April 2015

Vulkanbesteigung Acatenango - Überwältigendes Naturschauspiel in 4.000m Höhe


"You will suffer", "It's not too late to turn around" und "This is death", sind nur einige der Kommentare, die uns zugeraunt werden, als wir uns gemeinsam mit unserem Guide auf den Weg machen den Vulkan Acatenango zu besteigen. Dass die Wanderung nicht einfach werden würde, wussten wir von vorne herein: Jeder Blogartikel und in allen Gesprächen hieß es stets, dass der ca. 5-stündige Aufstieg das Anstrengenste sei, was der Berichtende jemals gemacht habe.

Wir sind dennoch guter Dinge, da wir ja sehr gerne wandern, schon den ein oder anderen Berg bezwungen haben und auch die Höhe zumindest etwas gewohnt sind. Doch die 3.970m des Acatenangos sind auch für uns ein neuer Rekord und der Weg ist anspruchsvoll. Die erste Stunde kämpfen wir uns durch loses Geröll. Wir sinken bei jedem Schritt knöchelhoch ein, haben nur selten guten Halt, sodass wir das Gefühl haben es heißt: zwei Schritte vor, einen zurück. Dabei wirbeln wir ständig Staub auf, dass unsere Zähne bald ganz schwarz sind.

Die 2-Tageswanderung mit Übernachtung auf dem Vulkan haben wir in Antigua über die Agentur NeWays gebucht und sind von der perfekten Organisation begeistert. Unsere Gruppe ist mit vier Leuten (außer Thomas und mir sind noch zwei Belgier mit von der Partie, Alexander und Hannes) überschaubar, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass wir an einem untypischen Tag, nämlich freitags, starten.

Während wir am Anfang noch durch Maisfelder laufen, erreichen wir nach ca. 1h den Wald. Es ist schattig, der Boden endlich fester und der Pfad verläuft ab jetzt in Serpentinen statt einfach senkrecht steil. Schnell hat jeder sein eigenes Tempo gefunden und wir treffen uns immer wieder an kleinen Rastplätzen mit Bänken.

Unsere Rucksäcke sind gerammelt voll: mit knapp 5,5l Flüssigkeit, Snacks, Schlafsack und Isomatte sowie warmen Klamotten. Jeder trägt bestimmt knapp 10kg auf den Rücken. Doch gegen das, was unser Guide schleppt, ist das gar nichts. Er hat in seinem "Tragesack" zusätzlich noch zwei Zelte sowie das gesamte Abendessen und Frühstück. Und das trägt er komplett mit seinem Kopf. Verrückt. Hier in Guatemala scheint der Kopf aber insgesamt das beliebteste Tragekörperteil zu sein. Wäschetröge, Essen, Holz usw. alles wird mit oder auf dem Kopf transportiert.

In den Rastpausen können wir uns recht gut erholen, essen und trinken um neue Energie zu tanken. Natürlich ist die Wanderung anstrengend und auch anspruchsvoll, aber für jeden aus unserem Team gut machbar und sicherlich auch nicht die anstrengendste Wanderung, die wir jemals gemacht haben. Als der Wald sich lichtet, führt der Weg durch Farn und anschließend über kalte Lava. Die schwarzen Steine heizen sich in der Sonne ganz schön auf. Wir wundern uns, dass bis fast zum Krater dennoch stets Bäume wachsen. Also die Baumgrenze keinsfalls wie in Mitteleuropa bei knapp 2.000m liegt. Ob daran vor allem der fruchtbare Boden des Vulkans Schuld ist?

Nach knapp 5h inkl. Pausen erreichen wir endlich den "Zeltplatz" mit traumhaftem Ausblick auf den aktiven Nachbarvulkan Fuego (="Feuer"). Außer uns sind noch zwei weitere Gruppen mit je 3 Touristen unterwergs. Obwohl wir auf ca. 3.700m sind, ist es in der Sonne immer noch angenehm warm. Wir genießen den tollen Ausblick und schon bald fängt Fuego an Rauchwolken auszustoßen. Völlig gebannt beobachten wir den Vulkan und können den Blick gar nicht mehr abwenden.

Das Wetter ist noch traumhaft schön, als die Sonne langsam untergeht und alles in ein magisches Licht taucht. Zum Abendessen kocht unser Guide leckere Spaghetti mit Soße und Tortillas direkt über dem Feuer, während die anderen Gruppen nur Dosennudeln bekommen.

Und plötzlich spuckt Fuego wieder. Doch diesmal sehen wir nicht nur den Rauch, sondern vor allem auch die glühende Lava, die tagsüber fast nicht erkennbar ist. Feuerrot schießt sie in die Luft und läuft langsam über den Vulkanrücken bis sie schließlich erkaltet. Unverkennbar toben hier Urgewalten und wir fühlen uns auf einmal ganz klein. In der Nacht bricht der Vulkan immer wieder aus, mal kleiner, mal größer, teilweise sogar mit einem lauten Grollen. Und über uns zeigt sich langsam, fernab aller Zivilisation und Lichtverschmutzung der Sternenhimmel und die Milchstraße mit Abermillionen von Sternen.

Um ca. 4h weckt uns unser Guide. Es geht hoch auf den Krater, um den Sonnenaufgang zu bewundern. Völlig übermüdet, da wir aufgrund der Höhe, der harten Isomatten und des Vulkangrollens nur schlecht geschlafen haben, schlüpfen wir aus dem Schlafsack und stolpern mit Stirnlampen auf dem Kopf unserem Guide hinterher. Diese Stunde sollte die anstrengste der ganzen Tour werden. Ohne Energie und ohne etwas im Magen erklimmen wir die letzten 300 Höhenmeter im Dunkeln. Wir merken wie die Luft immer dünner wird, doch haben keine Zeit zu verlieren, da die Sonne auch ohne uns aufgeht.

Was uns dann am Krater erwartet ist tatsächlich nur sehr schwer zu beschreiben: Wir blicken auf ein Wolkenmeer, aus dem nur hin und wieder ein Vulkan emporragt. Das Licht ist mystisch und die Farben nicht von dieser Welt. Mit offenem Mund können wir uns an dieser Schönheit gar nicht sattsehen. Langsam geht die Sonne auf und lässt alles noch mehr erstrahlen.

Allerdings ist es bitterkalt. Der Wind pfeift nur so durch uns hindurch und lässt die Muskeln fast erstarren. Trotz Handschuhen kann ich meine Finger nach kurzer Zeit nicht mehr bewegen. Als die Sonne aufgegangen ist, steigen wir schnell wieder zum Zeltplatz hinab und es gibt ein wärmendes Frühstück: Müsli mit heißer Milch. Anschließend packen wir unsere Siebensachen und machen uns etwas wehmütig an den Abstieg. Nur 2h später sind wir wieder im Tal auf 2.300m angekommen. Der Kopf ist aber voller unvergesslicher Bilder noch immer auf knapp 4.000m.


Guide beim Einstieg zum Vulkan Acatenango
Beim Aufstieg das Ziel fest im Blick

Thomas trägt das Gepäck vom lachendem Guide
Thomas versucht das Gepäck unseres Guides zu tragen..alles mit dem Kopf..verrückt 

Thomas mit vollem Gepäck beim Aufstieg zum Vulkan Acatenango
Wir legen Höhenmeter für Höhenmeter zurück 

Thomas beim Aufstieg über erkaltetes Lavageröll
Der letzte Abschnitt verläuft über kalte Lava 

Zeltplatz auf dem Vulkan Acatenango auf den rauchenden Vulkan Fuego
Unser Zeltplatz mit tollem Blick auf den Nachbarvulkan Fuego 

Thomas und Lena vor dem rauchenden Vulkan Fuego
Raucht er da etwa ein bisschen?

Blick aus unserem Zelt auf dem Acatenango auf den Vulkan Fuego
Immer wieder spuckt Fuego Aschewolken - Blick aus unserem Zelt

Feuer mit Kochtopf
Lecker Abendessen im Feuer zubereitet

Malerischen Sonnenuntergangn auf dem Acatenango
Malerischer Sonnenuntergang 

Glühende Lava aus dem Krater des Vulkans Fuego in Guatemala
 Nachts sieht man auch die Lava - was für ein Erlebnis 

Nächtlicher Ausbruch des Fuegos mit Lava beobachtet vom Vulkan Acatenango
Dass wir so etwas aus "nächster Nähe" erleben - unbeschreiblich 

Sonnenaufgang auf über 4.000m auf dem Acatenango in Guatemala
Sonnenaufgang über den Wolken auf 4.000m 
Sonnenaufgang auf dem  Acatenango
Wir beim Sonnenaufgang - Kameras zu bedienen kann zur Herausforderung werden :)

Lena springt in den Sonnenaufgang auf dem Acatenango mit dem Vulkan Atitlan im HIntergrund
Im Hintergrund Vulkan Atitlan über den Wolken
Thomas beim Sonnenaufgang über den Wolken auf dem Vulkan Acatenango in Guatemala



Lena und Thomas beim Sonnenaufgang über den Wolken auf dem Vulkan Acatenango mit Blick auf Vulkan Atitlan

Lena und der rauchende Vulkan Fuego
Und Fuego spuckt weiter..
Thomas mit dem rauchenden Vulkan Fuego
..und weiter..

Rauchender Fuego in Guatemala am Morgen
..beeindruckende Aschewolken  
Lena mit vollem Gepäck beim Abstieg
Bis wir dann schließlich absteigen

8 Kommentare:

  1. So tolle Fotos und dazu der Bericht, man hat das Gefühl, richtig dabei gewesen zu sein. Nur hat man sich die Strapazen erspart....

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  2. Wow, endlich habe ich es geschafft die "Kommentarfunktion" zu aktivieren :D (bei meinem Smartphone habe ich immer noch Probleme damit) aber nun kann ich in Worte fassen, was ich dachte- oder vielleicht auch nicht, weil es viel zu schön aussieht um etwas zu sagen!

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  3. Mir geht es fast wie Lea, eure Bilder und Berichte zu kommentieren kann nur langweilig sein.Ich bin mehr als fasziniert.
    Fotografisches Können trifft schönste Orte der Welt.
    PS.:Vulkanolge war auch mal einer meiner Traumberufe.Es macht doch einem so richtig bewusst, dass die Erde immer noch ein Feuerball ist. Diese Energie zu nutzen ist ja auch eure Zukunft.

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  4. Top bericht. Top top bilder. Also eig gibt es für die bilder gar keine worte...in ein paar tagen hoffe ich das selbe zu erleben.

    Weiter so mit bloggen :)

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    1. Oh wie schön. Freu dich drauf. Das wird sicherlich großartig!! Viele Grüße, Lena

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  5. Super Bericht!
    Mein Freund und ich überlegen, diesen Trip Anfang November zu machen. Darf ich fragen, wie viel ihr bezahlt habt? Auf der Seite von NeWays finde ich leider keine Auskunft darüber.
    Außerdem wollte ich noch nachfragen, wie trainiert ihr bezüglich Bergsteigen seid? Mein Freund und ich machen das eigentlich nie, wir haben etwas Sorge, dass es uns zu anstrengend werden könnte.

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    1. Hallo :)
      Vielen Dank erstmal und bitte entschuldige die etwas späte Rückmeldung. Ich musste erstmal die alten Unterlagen finden, um deine Frage beantworten zu können. Wir haben ca. 1200 QZ zusammen gezahlt. Könnte nun natürlich etwas teurer sein, da es mittlerweile schon 2 Jahre her ist.

      Also wir sind tatsächlich nicht ungeübt in den Bergen. Wir wandern gerne.

      Allerdings waren in unserer Gruppe und auch in den anderen Gruppen Leute dabei, die sonst nicht wandern. Ich denke aber, dass eine gute Grundkondition notwendig ist. Wenn man sonst komplett unsportlich ist, dann kommt man ja auch in Europa nicht auf die Idee auf einmal einen 4.000er zu besteigen (der Großglockner ist nicht einmal so hoch). Die dünne Luft da oben sollte man nicht unterschätzen, das kann tatsächlich sonst für die Gesundheit gefährlich werden und das wäre unnötig. Ihr müsst ja auch noch euer Gepäck hochtragen. Also meine persönliche Einschätzung ist: Bergerfahung ist nicht unbedingt notwendig, sportlich muss man aber sein.

      Ich hoffe, ich konnte ein bisschen weiterhelfen und wünsche euch einen wundervoll Urlaub!

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  6. Sehr geil die Bilder!!

    Die Vulkanbesteigung war der absolute Hammer!
    Leider hatte ich zu der Zeit noch keine Spiegelreflex für die Nacht!
    LG

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